Das Farbemoor bei Nindorf

Der Farbeberg

Warum heißt eigentlich der Farbeberg Farbeberg? Diese Frage hat sich sicherlich schon so manch einer gestellt. Fährt man den schmalen Weg "Farbeberg" entlang, so gelangt man zum ehemaligen Ketelsen Hof, heute wohnt dort die Familie Sommerfeld/Klein. Ca. 100 Meter weiter ist auf der linken Seite jenseits der Auniederung der Luhnau ein sanft ansteigender Hügel zu erkennen, der Farbeberg. Die kleine Anhöhe wirkt unscheinbar, sodass ein Fremder überhaupt nicht auf den Gedanken kommen könnte, hier eines der merkwürdigsten Naturdenkmäler unserer Heimat vor sich zu haben. Die Höhe des Hügels über dem Wiesengrund beträgt ca. 4 bis 5 Meter, seine Länge in der Talrichtung ca. 110 Meter und die Breite ca. 90 Meter. An der Westseite, wo einst der Abbau stattgefunden hat, stehen mittlerweile größere Bäume. Betrachtet man den Farbeberg einmal genauer, so fällt die unter der Oberfläche liegende Torfkruste auf. Die Torfschicht ist verhältnismäßig dünn, weil lockere Kaltluftschichten zwischengelagert sind. Die braunroten bis gelben, senkrecht herunterlaufenden Farbstreifen verraten den hohen Gehalt an Eisenhydroxid (umgangssprachlich auch Eisenocker genannt).
Als vor ca. 180 Jahren der damalige Eigentümer des Hügels dort Torf stach, um ihn im Hause zum Heizen zu verwerten, entstand beim Verbrennen ein derart starker Schwefelgeruch, dass die Verwendung des Torfes unterbleiben musste. Der Farbeberg enthält nämlich große Mengen von Eisendisulfat, das sich beim Glühen unter Abgabe von Schwefeldioxid (ein farbloses, schleimhautreizendes, stechend riechendes und sauer schmeckendes, giftiges Gas) zersetzt, während ein rotes Pulver zurückbleibt. Das durch Torfasche verunreinigte rote Pulver diente den Bauern damals zum Anstreichen der Häuser.
Später kaufte eine Aktiengesellschaft den Hügel und im Sommer 1857 befand sich die Anlage auf dem gepachteten Land am Nindorfer "Farbeberg" in vollem Betrieb. Die aus der speziellen Erde gewonnene Farbe wurde anfangs noch an Ort und Stelle gebrannt. Das rief allerdings den heftigen Protest der Nindorfer Bürger auf den Plan, die den durchdringenden Schwefelgeruch nicht ertragen wollten und Schäden für ihr Korn befürchteten. Ihre Eingabe beim Rendsburger Amthaus hatte ebenso Erfolg, wie die Klage des Bauern Gottfried Frahm, dem die Buchweizenblüte auf dem angrenzenden Feld durch die giftigen Rauchschwaden vernichtet worden war. Die Firmengesellschafter mussten den Verlust ersetzen und verlegten die Brennanlage an den Lehrberg in Hohenwestedt. Neben roter Farbe konnte die Fabrik durch Zusatz von gelbem Blutlaugensalz auch blaue Farbe herstellen. Es war das bekannte Berlinerblau. Man soll im ersten viertel Jahr über 20 000 Pfund Farbe gewonnen haben. Aus dem abgebautem Material wurde allerdings nicht nur Farbe gewonnen, sondern auch Wiesenkalk, dass zur Düngung benutzt wurde.
Beim Farbeberg handelt es sich um einen Quellmoortyp, der wohl einzige in Schleswig-Holstein. Quellmoore entstehen, wenn aus dem Untergrund Quellwasser austritt. Sind die Quellausschüttungen ergiebig, dauerhaft und gleichmäßig, so dass der Boden permanent mit Wasser gesättigt ist, kann sich Torf und damit ein Quellmoor bilden. Quelltorfe sind – durch hohen Sauerstoffgehalt der Quellwässer und kleinflächige Austrocknung – meistens stark zersetzt. Durch Auswaschungen aus den Grundwasserleitern (Sand, Schluff, Ton) sind sie oft schlammig. Bei hohem Kalkgehalt des Quellwassers, wie es in Gebieten mit anstehendem Kalkstein oder abgelagertem Geschiebemergel anzutreffen ist, können sich Kuppen aus fast reinem Kalk (Quelltuff oder Wiesenkalk) oder – bei hohem Eisengehalt – aus Eisenockerschlamm bilden. Diese Kuppen können bis zu 10 Meter hoch und bis zu 200 Meter breit werden. Torfe bilden sich in diesen Mooren vorwiegend am Rand der Kuppen, wo sich das Quellwasser staut. Sie sind aufgrund des hohen Kalkgehaltes meist hochzersetzt.

 

Die Luhnau

Eisenhaltiges Quellwasser fließt aus dem Farbeberg

Blick vom Farbeberg zum Hof von Familie Sommerfeld

Ein Blick vom Farbeberg auf den Verbindungsweg Farbeberg - Dorfstraße